Den Start in die Hauptperiode des Hechtangelns in diesem Jahr wollte ich eigentlich mit meinem ehemaligen Arbeitskollegen Kim verbringen, aber leider kam bei ihm kurzfristig etwas dazwischen. So musste ich versuchen einen Ersatz zu finden, was auf Grund der Kurzfristigkeit jedoch leider nicht gelang. Also was tun? Absagen? No way! Die Unterkunft war gebucht und ehrlich gesagt war nach den letzten recht stressigen Wochen im Büro der Drang fischen zu gehen auch unerhört groß. Wenigstens für einen Tag wird Uli mich begleiten, ansonsten sieht es momentan nach einem "Mehrtages-Solo" aus. Und weil ich wirklich richtig "heiß" auf angeln war, habe ich kurzerhand noch einen weiteren Urlaubstag "dazugebucht".
Tag 1 , 20.09.2017
Nachdem ich mich um 3 Uhr aus dem Bett gequält hatte kam ich pünktlich zur Dämmerung an der Trailerstelle an. Die Vorbereitung des Bootes dauerte wie erwartet etwas länger. Das ist alleine wirklich ziemlich nervend. Bis auf den Faktor Zeit klappte aber alles hervorragend und schnell war der erste Spot erreicht und die Köder platziert.
Zunächst war es ruhig und ich nutzte die Zeit um meine Kamera samt Fernauslöser zu platzieren. Das sah dann so aus:
Ausserdem machte ich mich an den von Birgit liebevoll belegten Broten zu schaffen.
Viel Zeit blieb mir aber nicht, denn schon bald fing der erste Pencil wild an zu tanzen. Ein sehr seltsamer Biss, der Fisch zog nicht ab und ich hatte fast den Eindruck als würde jemand am Pencil selbst knabbern. Der Anschlag saß und zum Vorschein kam ein Hecht, der mit seinen 68cm eigentlich nicht auf der Agenda stand - welch ein Gierschlund !
Kaum war der Fisch zurück im Wasser ging auch schon die andere Rute los, diesmal mit deutlich mehr Vehemenz. Der nächste Hecht war dann schon etwas größer.
Ich kam nicht dazu die Rute neu zu beködern, denn noch während ich den Fisch zurücksetzte tauchte der andere Pencil unter, und der dritte Fisch innerhalb einer halben Stunde konnte vor die Kamera gehalten werden.
Bis zum späten Vormittag konnte ich dann noch zwei weitere Hechte fangen, die mit jeweils 95cm (nein, es war nicht der gleiche Fisch...) schon nah an die magische Grenze herankamen.
Ab dem Mittag ging dann nichts mehr und gegen 14:00 Uhr slippte ich aus. Ich habe schon schlechtere Tage gehabt und bin sehr zufrieden mit dem Start !
Tag 2, 21.09.2017
Voller Vorfreude und guten Mutes war ich heute noch etwas früher an der Slippe. Alles klappte reibungslos und die Köder flogen noch in der Dunkelheit auf die bestimmten Plätze. Das Wetter sah "fischig" aus , der Wind hatte auf Süd gedreht und schon bald konnte man die Sonne am Horizont sehen. Kein fieser Nieselregen wie gestern zu Beginn, aber leider auch für die nächsten drei Stunden keinerlei Fischaktivitäten. Hm, sehr seltsam. Stellenwechsel? Ja, irgendetwas musste ich ändern. Am neuen Platz angekommen fuhr mir erst einmal ein Motorbootfahrer quer durch die Schnur - na toll, alles abgerissen. Zum Glück konnte ich mein Material wieder aufsammeln und erstmal neu montieren. Auch hier blieb alles still und die Mittagszeit näherte sich bereits. Schneider? Nee, so leicht gab ich nicht auf. Noch einmal wechselte ich den Angelplatz, fuhr dafür sogar in einen weiter entfernten Gewässerabschnitt. Hier wurde schön langsam mit Pose geschleppt, vielleicht war das ja heute die Methode der Wahl. Nein, war es auch nicht. Tatsächlich ohne jeden Fischkontakt slippte ich aus, ein ziemliches Kontrastprogramm zu gestern, aber auch das gehört nunmal dazu. Zu guter Letzt funktionierte an der Schranke der Ausfahrt mein Trailerpass nicht. Schnell beim Betreiber angerufen und es kam tatsächlich recht schnell jemand vorbei der die Karte neu kodiert hat. Danach kam ich dann auch raus... Nun geht es erstmal in ein Angelgeschäft. Nein, es steht kein Frustkauf auf dem Programm, ich muss tatsächlich ein paar "Verschleißartikel" ersetzen.
Übrigens erfuhr ich von meinem Vermieter gerade, dass er auch keine Köderfische fangen konnte, obwohl gestern der Bereich noch voller Schwärme war. Es hat sich also irgendetwas getan unter Wasser. Wahrscheinlich machen die Fische "Südwindpause" ...
Tag 3, 22.09.2017
Genau wie gestern klingelte der Wecker um 5 Uhr, wobei ich schon etwas früher wach war. Was sagt das? Jawohl, meine Motivation war trotz der gestrigen Totalschlappe noch immer hoch. Es sollte ein spätsommerlicher Tag werden. Wenig Wind, überwiegend sonnig. Keine guten Bedingungen, aber was heißt das schon...
Der Plan: Am für den Tag ausgewählten Platz ausharren, komme was da wolle! Sehr lange musste ich nicht warten bis mein Pencil das erste Mal akrobatische Bewegungen vollführte. Anschlag, sitzt! Es dauerte keine 5 Sekunden und der Hecht schoss in voller Länge aus dem Wasser. Wow, das war ein Schauspiel ! Meterfisch ! Natürlich lief in diesem Moment die GoPro nicht, typisch. Der Fisch gab sich dann aber recht schnell geschlagen. Mit 1,03m ein gelungener Start.
Genau wie vor zwei Tagen folgte der nächste Biss schon wenige Minuten nachdem ich den Fisch zurückgesetzt hatte. Zum Glück war alles soweit wieder einsatzfähig und schon bald konnte ich einen weiteren Hecht vor die Kamera halten, der die Metermarke nur um 4cm verfehlte.
Danach kehrte erst einmal Ruhe ein und ich erstattete den Jungs zu Hause den Fangbericht. Spätestens zu diesem Zeitpunkt haben sie sich wohl nicht mehr auf ihre Arbeit konzentriert. Eine Ausnahme bildet Daniel, der hat Urlaub.
Als einer der Pencils das nächste Mal die Tiefe aufsuchte war der Vormittag schon etwas fortgeschritten. Nach dem Anschlag griff ich diesmal schnell zur GoPro. Was soll ich sagen - kurz die Spannung zum Fisch verloren und er hakte aus. Super gemacht Kai...
Wiederum nur kurze Zeit später der nächste Biss. Der Fisch zog direkt unter das Boot und als ich endlich Kontakt hatte um ihn daran zu hindern eines der Ankerseile zu erreichen schnellte mir meine Montage auch schon entgegen. Das fühlte sich nach Serie an...
Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht tauchte schon wieder einer der Pencils ab. Anschlag, kurzer Kontakt, ausgehakt! Gibt es doch nicht, da waren aber ein paar ganz schlaue Hechte am Platz !
Etwas gefrustet setzte ich mich erstmal gemütlich in den Bootsstuhl und genoß die Sonne. Diese stand mittlerweile schon recht hoch und in Kombination mit dem wenigen Wind kam so richtiges Ententeichfeeling auf. War es das jetzt gewesen? Wie aus dem Nichts zogen auf einmal ein paar Wolken auf und es fing an zu regnen. Was war das denn jetzt? Mit den Wolken kam jedoch auch der nächste Biss. Diesmal war der Fisch gut gehakt und ich konnte ihn sicher keschern. Mit 90cm wieder ordentlich!
So schnell wie der Regen gekommen war, so schnell verzog er sich auch wieder. Und da war es wieder, das Ententeichfeeling! Ich rechnete nicht mehr mit Bissen und studierte weiter die neue Fisch & Fang.
Völlig unerwartet bekam ich gg. 13:00 Uhr noch einen weiteren Biss. Dies wurde dann der 4. Fisch des Tages - der aushakte... Schlechte Quote heute !
Trotzdem absolut zufrieden trat ich die Heimfahrt an. Heute abend kommt Uli und morgen geht es dann zusammen aufs Wasser. Ich glaube der ist so heiß aufs Angeln dass ich heute Nacht alle Fenster im Gästezimmer aufmachen muss... Hoffentlich hat er morgen das Glück den einen oder anderen zu fangen, ich werde mir in meiner Funktion als Kapitän Mühe geben.
Tag 4 , Samstag, 23.09.2017
Dichter Nebel empfing Uli und mich am heutigen Morgen. Die Fahrt zur Angelstelle allein mit Hilfe des GPS an Bord ist auch immer wieder ein Erlebnis...
Es sollte ein fast windstiller, sonniger Tag werden und so dauerte es auch eine ganze Weile bis der Nebel sich verzogen hatte. In den ersten 3 Stunden tat sich leider überhaupt nichts, bis dann endlich einer meiner Pencils recht heftig heruntergezogen wurde. Der Fisch kam offensichtlich auf mich zu und deshalb musste ich schnell Schnur einholen um überhaupt Kontakt zu bekommen. Der Anschlag ging dann trotzdem komplett ins Leere, und warum auch immer hatte sich trotz des fehlenden Widerstandes das Vorfach verabschiedet. Es muss sich wohl aus einer der Klemmhülsen gelöst haben. Immer sehr ärgerlich wenn man einen Fisch wegen "technischer Defekte" verliert.
Danach war wieder tote Hose und Uli tauschte eine seiner Köderfischruten vor lauter Langeweile gegen eine Spinnrute. Kaum hatte er das zweite Mal den eigentlich für die Rapfenangelei gebauten Köder Richtung Krautbank geworfen, schlug es auch schon ein. Wir vermuteten einen kleinen Hecht aber was da zur Oberfläche kam war ein richtiger Barschkracher. Zuerst wollte ich ihn mit der Hand landen aber als ich sah wie groß er wirklich war nahm ich doch noch schnell den völlig überdimensionierten Hechtkescher.
Satte 48cm hatte der Fisch und somit war Uli's Barschrekord auch mal wieder um einen cm nach oben geschraubt!
Mit diesem Fisch wurde der Angeltag wenigstens noch gerettet, denn in der Folge wurden es lediglich mehr Freizeitkapitäne auf dem Wasser bei absolutem "Nicht-Angelwetter". Gegen 14:00 Uhr strichen wir die Segel.
Uli hat sich bereits wieder Richtung Heimat verabschiedet, ich werde heute abend hier noch an einem großen BBQ mit ca. 30 holländischen Anglern teilnehmen und dann morgen früh die Heimfahrt antreten.
Kai