Anfang November 2024. Nachdem nun unsere Hochsaison fürs Hechtangeln vorüber ist, verschlägt es Lilly und mich wieder für eine Woche ins Nachbarland, diesmal in einen anderen Ort und ein neues Ferienhaus. Angeltechnisch wird es in den kommenden Tagen vornehmlich auf Stachelritter gehen, aber wer weiß, ein fetter herbstlicher Flusshecht wäre auch nicht zu verachten. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist sehr einfach erklärt: Hochdruck, Sonne, für die Jahreszeit angenehme Temperaturen. Einzig der bei dieser stabilen Wetterlage im Herbst auftretende Nebel könnte ein Problem werden. Am Ankunftstag gab es, schon fast obligatorisch, chinesisch. Der örtliche Chinamann hat Qualität, so viel steht fest. Sicher einer der besten die wir in Holland je gefunden haben.
Sonntag, 03. November - Das erste Mal raus
Der Morgen begrüßte uns bereits mit dichtem Nebel. Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir gegen Mittag los, immer noch war es sehr neblig. Auf dem Weg zum Wasser wurde es zunächst nicht besser. Das Bild unten links zeigt den Blick aufs "große Wasser". Man sah quasi nichts...
Wohlgemerkt, das war um 12:00 Uhr Mittags...
Wir hatten schon böse Vorahnungen, denn es ist ja nicht ganz ohne auf dem Fluss bei Nebel zu angeln. Bis 10km vor dem Ziel änderte sich nichts, aber ich hatte vorher auf eine Webcam im Zielgebiet geschaut und deshalb waren wir nicht ganz so pessimistisch. Tatsächlich klarte es immer mehr auf und 2km vor dem Ziel schien auf einmal die Sonne von einem wolkenlosen Himmel.
Die Köder trudelten gegen 12:45 Uhr das erste Mal Richtung Grund. Wir hatten absolutes Niedrigwasser und bis sich daran etwas änderte sollten einige Stunden vergehen. Die erste Stunde verlief völlig ereignislos, kein Biss, nichts. Auch die zweite Stunde brachte nichts, absolut tote Hose. Erst nach 2 1/2 Stunden konnte ich endlich den ersten Zander fangen.
Das Wasser fing nun an aufzulaufen und als hätte man den berühmten Schalter umgelegt waren die Fische auf einmal aktiv und vor allem Lilly fing innerhalb der nächsten knappen Stunde Zander auf Zander. Die Fische verschlangen die Köder meistens vollends, das waren keine Aggressionsbisse, die hatten Hunger. Ehe ich mich versah stand es 7:2 für Lilly.
Plötzlich kamen wir uns vor wie im Film "The Fog - Nebel des Grauens". Eine Nebelwand zog langsam auf, verdeckte zunehmend die Sonne und wenig später hatte die Umgebung viel von einer "Suppenküche". Die Zander bissen aber durchaus weiter gut und schlugen sich zunehmend auf meine Seite.
Der Nebel wurde immer dichter, das sah dann so aus:
Das andere Flussufer war schon nicht mehr zu erkennen und obwohl wir eigentlich ein wenig in die Dunkelheit hineinangeln wollten, entschieden wir uns gegen 17:30 Uhr das Wasser zu verlassen. Kein Fisch ist es wert dieses Risiko einzugehen und den Damen und Herren von Rijkswaterstaat möchte ich unter diesen Umständen auch nicht gerne begegnen, obwohl wir ja alles vorgeschriebene an Bord haben, inklusive Radarreflektor.
Mit insgesamt 13 Zandern, allesamt maßig, war es trotz der ereignislosen ersten beiden Stunden noch ein erfolgreicher Tag!
Montag, 04. November
Etwas später als gestern und bei strahlendem Sonnenschein waren wir heute gegen 14:00 Uhr auf dem Wasser. Auch heute war der Plan, etwas in die Dunkelheit hinein zu angeln und wir waren zuversichtlich, dass diesmal der Nebel kein Spielverderber werden würde. Ob heute die ersten beiden Stunden wieder ohne Biss bleiben sollten? Nein, ich hatte meinen Köder noch gar nicht im Wasser, das rief Lilly schon "Ja" ! Ein schöner Barsch hatte sich Ihren Nays Venom geschnappt.
Ich kam natürlich gleich mit dem Spruch "Fängst Du als erstes einen Barsch..." um die Ecke. Tatsächlich kamen Sie dann doch, die toten Stunden. Das schöne Wetter entschädigte natürlich, aber genau wie gestern kamen die Fische erste zum späteren Nachmittag für eine kurze Zeit in Fahrt.
Heute störte kein Nebel, aber die beste Phase war wie häufig die Dämmerung, in der Dunkelheit kam nur noch ein Fisch. Am Ende hatten wir 7 Zander und den Barsch gefangen.
Donnerstag, 07. November
Nach zwei Tagen ohne Angeln stand heute wieder eine Ausfahrt auf dem Programm. Auf Grund der Tide fuhren wir früher zum Fluss, gegen 10:00 Uhr war das Boot im Wasser. Es sollte ein grauer Tag werden, mit einem leichten aber durch alle Ritzen pfeifenden Ostwind. Die erste Stelle brachte keine Aktion, aber bereits am zweiten Platz, eigentlich genau da wo Lilly am Montag den Barsch gefangen hatte, gab es bei ihr wieder Barschalarm. Der Anfang war gemacht.
Wir fischten diesen Bereich noch ein wenig werfend ab, aber wie meistens brachte das nichts ein. Also wieder driften. Plötzlich ein eher seichter Biss bei mir, aber ich merkte sofort, dass da am anderen Ende der Schnur etwas größeres zugeschnappt hatte. "Großer Kescher" , rief ich Lilly zu, und sie hatte diesen sofort bereit. Es dauerte jedoch noch eine ganze Weile, bis der Kescher zum Einsatz kommen konnte. Es war ein großer Hecht, der uns beim ersten Sprung aus dem Wasser erstmal einen zuvor gefressenen Aal entgegenspuckte. Es ging hin und her, mehrmals rund ums Boot mit wiederum starken Fluchten. Ich konnte und wollte mit der Vertikalrute nicht viel entgegensetzen, Geduld war gefragt. Endlich zeigte sich der Fisch ein zweites Mal, und er war müde genug um Lilly die Gelegenheit zum Keschern zu geben. Drin ! Was für eine fette Flussbombe! Mit 1,08m und einem mächtigem Bauchumfang, dazu einem insgesamt makellosem Erscheinungsbild machte dieser Hecht schon was her.
In den nächsten Stunden kroch uns die Kälte immer mehr in die Kleidung, dazu wurde es immer dunstiger. Das war heute mal echtes fieses Novemberwetter. Zum Glück gab es noch einige schöne Zander.
Sogar einer mit genau 70cm ließ sich sehen.
Und als willkommene Abwechslung in Sachen Artenvielfalt mal wieder ein Rapfen. Mit 44cm nicht groß, aber ein schöner.
Mit insgesamt 9 Zandern, dem Barsch und dem Hecht, beendeten wir den Angeltag ziemlich durchgefroren.
Kai