Kaum war ich von der Teamtour wieder zu Hause, liefen schon die Vorbereitungen zur nächsten Fahrt ins heilige Land. Wir hatten uns für unsere Urlaubswoche ein neues Ferienhaus ausgesucht, vor allem, weil die Stammunterkunft wie erwartet so kurzfristig nicht verfügbar war. Neu im wahrsten Sinne des Wortes, denn dieses Ferienhaus gibt es tatsächlich erst seit Februar 2025. Die Anfahrt verlief problemlos, als wir jedoch an der "Einfahrt" zum Haus standen, wusste ich nicht so recht, ob ich da nun so einfach runterfahren sollte. Wir haben es gemacht und wenn man einmal vor dem Haus ist, hat man auf dem wirklich großzügigen Parkplatz einiges an Fläche zur Verfügung. Unser Gastgeber Adrie empfing uns herzlich und zeigte uns alles, was wir wissen mussten. Tolles Haus komplett neu aus Holz gebaut. Es ist sehr ländlich gelegen, aber zur nächsten Autobahn ist es dann doch mit 6km nicht so weit.

Wir sind hier umgeben von Weideflächen mit Schafen und Kühen, durchzogen von vielen Gräben und ganz in der Nähe zu einem großen Fluss. Bis zur nächsten Slippe sind es keine 5 Minuten, und natürlich wollen wir auch diesen Flussabschnitt in den nächsten Tagen einmal testen.
Am Samstag ging es erstmal nach Rotterdam, vor allem um dort den Wochenmarkt zu besuchen. Immer wieder ein Erlebnis.
Sonntag, 2. November - Die ersten Angelstunden
Heute morgen kam schon die erste Fangmeldung von Guido, der in einer anderen Ecke des Landes mal wieder den Großhechten hinterherjagt. Wir haben es erstmal ruhig angehen lassen und ausgiebig gefrühstückt. Da wir heute ins Outlet zum shoppen fahren wollten, war nicht mehr als 2 Stunden angeln drin. Die Idee war, die örtlichen Gräben mal von Ufer aus zu befischen, denn hier sah bereits auf der Hinfahrt einiges vielversprechend aus. Kurzerhand packte ich also zwei Ruten aus dem Boot, zusammen mit den Angelpapieren, ein paar Ködern, Kescher etc. und schon waren wir auf dem kurzen Weg zu einem vielversprechenden Platz. Es handelte sich um zwei Brücken an einer Polderkreuzung, da musste doch was gehen! Wir waren leider 5 Minuten zu spät, denn direkt vor uns hatten gerade drei junge Holländer geparkt und fingen gleich an die Hotspots zu befischen.

Lilly und mir blieb also nichts anderes übrig, als die freie Polderstrecke zu befischen. Muss ja nicht schlecht sein...


Lilly machte ihre ersten Gehversuche mit der Baitcaster und platzierte nacheinander einen Crankbait und einen Swimbait am anderen Ufer des Grabens. Ich musste etwas klettern, habe aber beide Köder gerettet. Zur Ihrer Ehrenrettung muss erwähnt werden, dass meine Materialzusammenstellung bei ihr vielleicht etwas zu fein war 🤪.

Bei mir kam ein Maze Runner Spinnerbait zum Einsatz und bereits beim dritten Wurf rief ich "Fisch". Ich konnte es irgendwie gar nicht glauben, aber da hatte sich tatsächlich ein stattlicher Hecht am Köder vergriffen. Es war so flach, dass der Fisch richtige Schlammwolken verursachte, deshalb dachte ich zunächst an einen kleinen Karpfen. Lilly brauchte etwas Zeit um mit dem Kescher zu kommen, aber es klappte alles. 87cm dicker Polderhecht. Es gibt Fische, die bedeuten einem mehr als andere, und das hat nicht immer etwas mit der Größe zu tun...


Da es schon fast 14:00 Uhr war, machten wir uns eine Stunde danach auch auf den Heimweg. Es stand ja noch etwas auf dem Programm... Trotzdem war es natürlich nicht nur wegen des Hechtes ein erfolgreicher Ausflug, sondern vor allem um Vertrauen in diese flachen Polder aufzubauen, welches mir ehrlich gesagt bisher nicht so ganz gelungen ist. Hier gibt es jedenfalls noch einige Kilometer zu entdecken...
Montag, 3. November - Nun wieder Boot
Bis zuletzt hatten wir mit uns gerungen, ob wir auf den Fluss vor der Haustür oder doch wieder auf die gewohnte Strecke fahren sollten. Den Ausschlag gab letztlich der Gedanke, erstmal wenn möglich die "Akkus aufzuladen" und keinen Schneider zu riskieren. Gegen 12:30 Uhr waren wir am ersten Platz. Das Wasser ist für November sehr trüb, der Himmel war "schön" bewölkt und (leider) wehte heute ein kräftiger Wind, der aber noch gut zu bewerkstelligen war. Um es kurz zu machen, die Fische waren gut drauf und sorgten für eine kurzweilige Angelei. An nahezu jeder Stelle gab es Aktion und innerhalb von nicht einmal 5 Stunden zur sicher nicht besten Tageszeit konnten wir insgesamt 10 Zander und zwei Barsche verhaften, darüber hinaus gab es noch einige Fehlbisse und Aussteiger.




Dienstag, 4. November
Heute mussten wir dann aber mal auf Risiko gehen und den Fluss vor unserer Haustür testen. Bei der langen Anfahrt (2-3 Minuten) waren wir heute natürlich früher auf dem Wasser, um dann sehr schnell zu merken, dass ich mein Handy im Auto liegengelassen hatte. Zum Glück waren wir noch beim Aufbauen 100m von der Slippe. Also musste Lilly nochmal raus und zum Auto, was bei einer Slippe am Fluss ohne Steg auch schon einmal nasse Füße bedeuten kann. Sie hat es aber trocken gemeistert.
Ich hatte mir auf der Tiefenkarte einige potentiell interessante Bereiche angesehen. Die recht monotone Buhnenstruktur wurde hier und da von tieferen Bereichen "durchlöchert". Hier dachte ich sollten wir anfangen. Leider war diese Taktik nicht von Erfolg gekrönt und es waren auch kaum Fische auf dem Echolot zu sehen, geschweige denn Zielfische. Also drifteten wir auch entlang der Strömungskante "normaler" Buhnen. Auch das brachte aber nichts. Zum Glück hatte ich für diesen Fall noch einen Plan B: Vor einigen Jahren habe ich mit Guido auf diesem Fluss mal ein Guiding mit Steef Meijers gehabt. Damals befischten wir bei extremen Hochwasser mit großem Erfolg eine Ecke einer Landzunge. Nun hatten wir zwar kein Hochwasser, aber einen Versuch war es wert. Problem? Das ist ziemlich weit weg. Naja, was tut man nicht alles. Also "gas op de lolly" und ab dafür. Ca. 13km flussaufwärts erreichten wir den Platz, an den ich mich noch ganz gut erinnerte. Kaum 5 Minuten waren vergangen, da gab es bei Lilly einen ordentlichen Einschlag, aber leider ging der Fisch nach kurzer Zeit verloren. Ein wenig später war dann aber der Schneider abgewendet, Lilly fing einen 39er Barsch.

Wieder war es Lilly, die den nächsten Biss erhielt. Es schien ein guter Fisch zu sein, die Rute war ordentlich krumm. Aber auch diesmal war Lilly zweite Siegerin, der Fisch stieg aus.
Endlich tat sich auch bei mir etwas. Nach einem Köderwechsel auf "Chili Cheese" war es auch bei mir ein 39er Barsch. Genau wie gestern hatten sich die Barsche größentechnisch wohl abgesprochen...

Eine Stunde später verlor ich noch einen guten Zander, aber es tat sich ansonsten nichts mehr. Da wir sowieso noch einen kleinen hübschen Ort in der Gegend besuchen wollten, machten wir uns gegen 14:30 Uhr auf den "Ritt" zur Slippe, und hier holte sich Lilly dann doch noch ihren nassen Fuß 🤣. Das letzte Tageslicht konnten wir für einen schönen Spaziergang mit Historie nutzen.



Wieder einmal wurde klar, das Streckenkenntnis so ziemlich alles ist, und wieder einmal hat eine (Guiding)erfahrung aus der Vergangenheit den Tag einigermaßen gerettet.
Mittwoch, 5. November - Supervollmond
Heute Abend gibt es einen Supervollmond, da schwirrte mir schon vorher der 90er Zander im Kopf herum 😆.
Wir waren gegen 11:00 Uhr auf dem Weg zur Slippe, Lilly war heute schnell und holte sich gleich ein Lob von mir ab 😊. Nach dem gestrigen Versuch um die Ecke war heute wieder gewohntes Terrain unser Ziel. Eine halbe Stunde Fahrt später erreichten wir die... Baustelle ! Unser Slippe war heute "under construction", die Einfahrt komplett entfernt und überall fleißige Bauarbeiter. Da ging heute nichts, und ich klärte erstmal mit den Bauarbeitern ab, wann hier wieder ein Boot zu Wasser gelassen werden kann. "Mitte nächster Woche", war die Antwort. Vielleicht wird es ja besser als vorher, wir lassen uns überraschen. OK, dann also ab zur anderen Slippe, an der ja bei unserem letzten Besuch im Juni unsere Autos aufgebrochen wurden. Mulmiges Gefühl, aber eigentlich auch Unsinn, denn in all den Jahren war ja sonst dort nichts passiert. Die Alternative kostete uns 20 Minuten, aber schon bald waren wir auf dem Wasser.
Den besseren Start hatte heute ich, nach zwei mittleren Zandern fing ich auf einer Drift, die ich nur zur Überbrückung absolvierte, einen tollen 75er! Hier hatte ich noch nie etwas gefangen.

Auch die nächste Aktion kam bei mir, Typ großer Ast...

Dann war aber Lilly an der Reihe, für die nächsten zwei Stunden ausschließlich. Insgesamt 6 Zander konnte sie fangen, während bei mir nichts mehr ging.



Das Blatt drehte sich wieder am späten Nachmittag. Nach zwei Barschen von 33cm und 39cm konnte ich noch drei schöne Zander fangen, wovon der beste 61cm hatte.

Bis zum letzten Büchsenlicht wurde gefischt, aber mit der Helligkeit war auch die Fischaktivität ausgeknipst. Bei dem trüben Wasser sind sie tagsüber schön aktiv.
Es war wieder sehr kurzweilig, die Fische haben Bock. Mit 12 Zandern und zwei Barschen "halbtags" kann man wohl zufrieden sein. Der 90er muss dann morgen kommen. Dass sich die Fische aber auch nicht an die Regeln halten können!
Donnerstag, 6. November
Auch heute ging es wieder raus auf den Fluss, waren doch die Fänge gut und vor allem das Wetter spielt momentan wirklich mit. Wenig Wind, trocken und einiges an Sonne, die heute allerdings meist unter einem leichten Wolkenschleier schien. Mir war es recht, gestern waren wir mit der Novemberkleidung fast schon zu warm angezogen.
In der ersten guten Stunde hatte ich schon drei 50+ Zander auf meinem Konto, während sich bei Lilly noch nichts getan hatte. Dann aber hakte sie einen guten Fisch, der leider kurz vor der ersten Sichtung verloren ging. Ziemlich gefrustet sank sie in den Stuhl nieder, das wäre mit Sicherheit ein schöner Fotofisch geworden. Die nächsten beiden gingen wieder auf mein Konto, und einer davon durfte dann mit 59cm auch mal aufs Foto.

Dann war aber endlich Lilly an der Reihe, mit einem kleinen Dickerchen, der gar nicht nach "nur" 57cm aussah.

Wir kamen nun an den Platz, an dem Lilly gestern das Ruder so richtig herumreißen konnte. Schon hatte sie einen Fisch an der Angel. "Kai, ich glaube der geht in die Bremse", sagte sie, und ich erwiderte, den kleinen Kescher schon griffbereit, dass dies schonmal sein könnte. Dann aber kam ein Zander an die Oberfläche, den ich so gerade noch in den kleinen Kescher bekam, wobei dieser nun endgültig auch in den Kescherhimmel kommt. Was für ein fetter Fisch, den ich in einer ersten Schätzung auf 80+ setzte. Hatte er zwar nicht, aber auf Grund der massiven "Bauweise" wirkten die 75cm deutlich größer.

Auch der nächste Zander ging an Lilly, mit 61cm der zweitgrößte des Tages.

Wie in den letzten Tagen wurde es mit abnehmendem Licht nicht besser, je dunkler es wurde, umso weniger Lust hatten die Fische wirklich zu fressen. Das Spiel war dann eher: Nur gucken, nicht anfassen.
Mit insgesamt 11 Zandern wieder ein gutes Halbtagsergebnis. Wir haben über die Tage nur zwei untermaßige Zander gefangen, die Mehrzahl lag gut in den 50ern. Hechte blieben komplett aus, dafür gab es einige Barsche.
Morgen steht mal wieder etwas anderes auf dem Programm und am Samstag geht es dann schon wieder nach Hause.
Noch ein Wort zu unserem Ferienhaus
Das Ferienhaus Zouwe Weide ist wirklich fantastisch für bis zu 4 Personen. Es ist hier alles tipp topp sauber und an alles wurde gedacht. Eine wunderschöne Aussicht und eine himmlische Ruhe, dazu ein großer Parkplatz und viel Privatsphäre.
Kann man nur empfehlen, es hat uns sehr gut gefallen hier !

Kai